Die Dresdner Ansiedlungspolitik ist in den letzten Wochen zum öffentlichen Thema geworden. Albrecht Pallas, der Oberbürgermeisterkandidat der SPD Dresden, äußert sich dazu, was die Stadt daraus lernen muss, und richtet den Blick in die Zukunft:
“Die Entscheidung von Intel und vor allem warum Dresden nicht infrage kam, muss ein Weckruf für unsere Stadt sein. Die Stadtspitze hat sich zu lange auf den Erfolgen der Vergangenheit ausgeruht. Die Rahmenbedingungen für Ansiedlungen haben sich in den letzten Jahren aber stark verändert. Die Bräsigkeit und der Mangel an Entscheidungskraft der Stadtspitze bringt unsere Stadt zunehmend in die Bredouille: Es entscheidet sich jetzt, welche Städte in der Zukunft an der Spitze stehen werden. Wir haben jetzt die Chance, dass Dresden wie früher eine Spitzenposition in einigen Bereichen bei wirtschaftlicher und technologischer Kompetenz, Wettbewerbsfähigkeit und Wirtschaftskraft erreicht”, so Pallas.
Albrecht Pallas fordert einen Ruck für Dresden: „Wir müssen aktiver werden und Defizite angehen, damit der Standort Dresden auch in 20 Jahren an der Spitze bleibt. Ich möchte, dass Dresden in den nächsten Jahren einen Modernisierungsschub erlebt. Wir brauchen eine Fachkräfte- und Ausbildungsstrategie für Mikroelektronik, sowie innerhalb der Stadt eine kluge verkehrliche Anbindung der Zukunftszentren im Silicon Saxony. Eine Verlängerung der Straßenbahnlinie 8 ins Gewerbegebiet Dresden-Rähnitz wäre eine langfristig kluge Strukturentscheidung zur Entwicklung unseres Straßenbahnnetzes, die den Standort erheblich aufwerten würde. Den Standort Dresden-Nord müssen wir darüber hinaus mit den Nachbargemeinden entwickeln und neue Flächen bereitstellen, um für zukünftige Ansiedlungen besser vorbereitet zu sein. Hier ist die Stadtspitze zu passiv.”
Auch die Umsetzung von Klimamaßnahmen gehöre in diese Mängelliste: „Manche scheinen noch nicht verstanden zu haben, dass es beim Ausbau der erneuerbaren Energien nicht nur um mehr Klimaschutz oder die Begrünung von Bushäuschen geht: Wir stehen auch in Dresden vor massiven Veränderungen unseres Industrie- und Wirtschaftsstandorts: Wer die Begründung des Zuschlags für Magdeburg genau liest, merkt, die haben auch deshalb den Zuschlag bekommen, weil der Standort hundert Prozent Ökostrom versprechen konnte. Wir müssen auch in Dresden endlich handeln. Erneuerbare Energien müssen massiv ausgebaut werden. Das geht zum einen durch einen schnelleren Ausbau von Solarflächen auf öffentlichen Gebäuden, und zum anderen durch die intensive Zusammenarbeit mit den umgebenden Landkreisen. Dafür müssen Gespräche geführt und Kooperationen geschlossen werden. Wir müssen die Region Dresden endlich zusammen betrachten und entwickeln.”
“Wir brauchen schließlich eine andere Stimmung in der Stadt: Forschung und Wissenschaft brauchen insgesamt mehr Anerkennung. Wir feiern zu Recht die berühmten Bienerts und Lingners und andere Dresdner Unternehmer und Erfinderinnen für Ihre Leistungen. Wir müssen wieder genauso viel Stolz auf unsere Wissenschaftlerinnen und Spitzenforscher entwickeln wie auf das Grüne Gewölbe oder die Frauenkirche. Wir müssen Dresden zu ihrer Heimat machen. Denen, die zögern, müssen wir zurufen: Kommt nach Dresden, hier ist der Ort, wo was geht”.
Dies sei auch notwendig, um Arbeitskräfte nach Dresden zu holen und hier zu halten. Alle Experten seien sich einig, dass softe Standortfaktoren von enormer Bedeutung sind: “Wir müssen dafür sorgen, dass die Menschen auch in der „Stadt der klugen Köpfe und der fleißigen Hände” bleiben. Wir müssen als Stadt wieder spannender werden, um die Kreativwirtschaft zu halten. Wir müssen verhindern, dass Menschen weggehen, weil ihnen die Stimmung in der Stadt auf den Magen schlägt, oder schlimmer: ihnen konkret Ablehnung oder gar Gewalt entgegenschlägt. Andere kommen erst gar nicht nach Dresden, weil sie den Eindruck haben, dass andere Städte mit deutlicherer Haltung gegen Hass und Hetze vorgehen. Sie brauchen volle Solidarität! Und die werden sie von mir bekommen!”
Doch kluge Köpfe fehlten eben nicht nur in den Hightech-Bereichen, so Pallas: “Es fehlen Fachkräfte an allen Ecken, wie die Handwerkerin, der Koch, die Hotelfachfrau oder der Kellner. Schon immer hatte es Dresden hier schwer, weil woanders höhere Löhne gezahlt werden. Zunehmend schwindet auch der frühere “Standort-Vorteil” der günstigeren Mieten.”
“Dresden muss hungrig auf Zukunft werden. Als Oberbürgermeister möchte ich die Verwaltung darauf ausrichten: eine aktive Ansiedlungspolitik, eine wirksame Fachkräftestrategie, einen weiteren Ausbau des Bus- und Bahnnetzes, einen deutlichen Fortschritt bei der Nutzung erneuerbarer Energien, eine zukunftsgewandt und offene Grundstimmung und endlich eine wirksame Kooperation mit den Nachbar-Landkreisen bei diesen Entwicklungen”, so Pallas abschließend.